Wer sind die Brambrillas

WIR SCHREIBEN KINDERGESCHICHTEN UND DENKEN UNS IMMER WIEDER ETWAS NEUES AUS. WIR ZEICHNEN UND FOTOGRAFIEREN. MAL ZUSAMMEN, MAL JEDE FÜR SICH. BASTELN, FILOSOFIEREN UND KOCHEN TUN WIR AUCH GERNE. WIR MÖGEN TIERE UND DAS MEER. DIE NATUR LIEGT UNS AM HERZEN UND DIE FREUDE DARAN WOLLEN WIR MIT EUCH TEILEN.

20. Dezember 2015

4. Advent - Waldzauber

Die Spinne hat heute ihren Baum schon geschmückt. Ganz fein gewirkt der Lametta-Faden, von Ast zu Ast. Mit Wasserperlen und Moosplätzchen verziert vor märchenhafter Nebelkulisse. So wenig Firlefanz, stattdessen Feentanz. Das Zwitschern der Meisen und Krähen der Raben, das sind für heute unsere wunderbaren Gaben.


13. Dezember 2015

3. Advent - Das dritte Kerzchen brennt



DIE KLEINE EULE STRALA WÜNSCHT SICH WAS

Die kleine Eule Strala blickt zu den Sternen hoch. Viele Nächte schon hat sie sich eine Sternschnuppe gewünscht. Doch auch einen Tag vor Heiligabend bleiben die Sterne alle an ihrem Platz. 
"Ach, könnte doch mein Wunsch in Erfüllung gehen!", murmelt die kleine Eule.
"Was hast du dir denn gewünscht?", brummt plötzlich eine tiefe Stimme unter der Tanne, auf der Strala sitzt. 
"Huch!", erschreckt sich die kleine Eule. 
Vorsichtig fliegt sie auf einen tieferen Ast und traut ihren Augen nicht.
Wo kommt denn plötzlich dieses Rentier her?! Die wohnen doch ganz oben im Norden, wo es die meiste Zeit eisig kalt ist und es ganz viel Schnee hat, denkt sich Strala erstaunt. Hier bei uns, gibt es nur Rehe und Hirsche.
"Hallo Rentier… Ich…ich kann dir das leider nicht verraten. Sonst geht der Wunsch nicht in Erfüllung", antwortet Strala höflich.
"Mir kannst du alles sagen. Bei mir ist jedes Geheimnis gut aufgehoben, nach all den Jahren, die ich mit dem Weihnachtsmann durch die Nacht geflogen bin, um auf der ganzen Welt die geheimen Wünsche so vieler Menschen und Tiere zu erfüllen", antwortet das alte Rentier freundlich.
"Was, du gehörst zu den Rentieren, die den Weihnachtsschlitten durch den Himmel ziehen?!", fragt Strala ungläubig.
Das Rentier nickt lächelnd.
"Also, kleine Eule. Dein Wunsch ist bei mir an der richtigen Adresse."
"Ich wünsche mir, dass ich einmal mit dem Weihnachtsmann um die Welt fliegen kann, um den Kindern ihre Wünsche zu erfüllen. Aber ich bin kein Rentier, sondern nur eine kleine Eule! Und die kommt in keinem Weihnachtslied vor", meint Strala traurig.
"Stimmt! Du bist kein Rentier und du bist klein, aber ich kenne niemanden, der seinen Kopf fast rundum drehen und nachts so gestochen scharf sehen kann. Das muss dir erst mal einer nachmachen, liebe Strala. Bei dem Flugverkehr heutzutage sind deine Fähigkeiten ein Riesengeschenk", versucht das Rentier die kleine Eule aufzumuntern. 
Doch Strala zuckt immer noch traurig mit den Flügeln. 
"Gute Augen hin oder her. Der Weihnachtsmann wird nie und nimmer eine kleine Eule den Weihnachtsschlitten anführen lassen. Rudolf, das Rentier mit der roten Leuchtnase, macht das jedes Jahr. Der findet alle Ecken dieser Welt im Schlaf", murmelt Strala.
"Man weiss nie, liebe Strala. Nie die Hoffnung verlieren. An Weihnachten passiert so manch Wundersames!", meint das alte Rentier. 
Und kaum hat es den Satz fertig gesprochen, ist es auch weg.
"Hallo, Rentier!", ruft Strala in die dunkle Nacht. Doch es hallt nur das Stimmchen der Eule im stillen Wald nach.
"Nie die Hoffnung verlieren. An Weihnachten passiert manch Wundersames", wiederholt Strala müde die Worte des Rentiers. 
Der Horizont hellt sich langsam auf. Der Tag bricht an und Strala geht schlafen. 
Ein paar Stunden später rüttelt der Wind an Stralas Tanne und weckt die kleine Eule auf. Der ganze Wald ist eingeschneit.
"Hurra, der erste Schnee, und ausgerechnet an Heiligabend! Wie schön für die Kinder!", freut sich Strala.
"Haa-Haa-tschiiii!", hallt es wuchtig unter Stralas Tanne. 
"Gesundheit", wünscht die kleine Eule und schaut nach, wer denn ausgerechnet an Heiligabend so erkältet ist.
Strala glaubt zu träumen, als sie Rudolfs Leuchtnase erblickt.
Mit dem letzten Rest Stimme bedankt sich das Rentier bei der Eule und muss jetzt auch noch laut husten.
"Ach, du Armer", fühlt Strala mit dem kranken Rentier mit.
"Kannst du mir helfen, liebe Strala?", bittet Rudolf die Eule.
"Ich?!", fragt Strala ungläubig.
"Ich kann heute Nacht in diesem Zustand unmöglich den Weihnachtsschlitten anführen. Ich krieg kaum Luft durch die Nase. Ich hab nichts geschlafen letzte Nacht und mir fallen die Augen zu. Magst du dem Weihnachtsmann den Weg weisen", erklärt Rudolf und muss gleich zehn Mal hintereinander niessen.
"Was? Wirklich? Ob ich kann? Nichts lieber als das, Rudolf!", meint Strala aufgeregt und studiert sofort den Flugplan, den Rudolf ihr mit einem magischen Kraftfutter überreicht.
"So, damit solltest du gut über die Runden kommen. Jedes Körnchen hilft dir in Windeseile zu fliegen. Du kannst dir vorstellen, dass wir ein Stückchen schneller fliegen müssen, um alle Kinder rechtzeitig zu beschenken."
Strala probiert neugierig ein Körnchen, das nach Lebkuchen und einem unbekannten Gewürz schmeckt.
"So, und jetzt Abflug! Der Weihnachtsmann und meine Kollegen warten am Nordpol auf dich", meint Rudolf und schmunzelt verschmitzt.
Kaum hat Rudolf zu Ende gesprochen, ist Strala in Lichtgeschwindigkeit davon geflogen.
"Ach, es gibt doch nichts Schöneres als Weihnachtswünsche zu erfüllen. Zumal ich damit auch mal gemütlich mit meiner Familie zu Hause feiern kann", meint Rudolf, der nur so getan hat, als wäre er krank. Und - schwups - ist auch er weg.

Strala lotst in dieser wundersamen Nacht den Weihnachtsmann picobello um die Welt. So viele strahlende Kinderaugen wird sie ihr Leben lang nicht mehr vergessen.
"Lieber Weihnachtsmann, es gibt wirklich nichts Schöneres als Wünsche zu erfüllen, die von Herzen kommen", meint Strala am Ende der Nacht, als alle grossen und kleinen Geschenke verteilt sind.
"Stimmt, meine kleine Strala. Magst du noch einen allerletzten Wunsch erfüllen?"
"Nichts lieber als das", antwortet die kleine Eule.
"Dann wünsche ich mir, dass du nächstes Jahr gemeinsam mit  Rudolf den Schlitten anführst. Seine Nase leuchtet immer noch Eins-A, aber seine Augen, die sehen nicht mehr ganz so gestochen scharf wie deine", meint der Weihnachtsmann.
"Juhe!", freut sich die kleine Eule und ist plötzlich so müde, dass sie mitten im Satz einschläft.

Als sie wieder aufwacht, ist sie zurück in ihrem Wald. 
"Habe ich das alles nur geträumt?", fragt sich Strala.
Doch in ihrer Schlafhöhle liegt ein Päckchen mit einer Karte.
"Liebe Strala, wir sehen uns also wie abgemacht nächstes Jahr um dieselbe Zeit wieder. Einfach ein magisches Körnchen essen und du bist im Nu bei uns am Nordpol. Herzliche Grüsse, dein Weihnachtsmann."

An Weihnachten passiert manch Wundersames, denkt sich Strala und kann es kaum erwarten, bis sie das magische Körnchen essen kann, um wieder Wünsche auf der ganzen Welt zu erfüllen.

Übrigens, man muss nicht wie Strala oder Rudolf um die Welt fliegen, um Wünsche zu erfüllen. 
Jeden Tag kann jeder von uns jemandem eine kleine Freude bereiten...

In diesem Sinne wünschen wir euch einen wundersamen 3. Advent!
Eure Brambrillas

5. Dezember 2015

Das zweite Lichtlein brennt


In jedem Kerzenlicht, wohnt ein Zauberwicht.
Nicht verzagen, in 19 Tagen
erfüllt sich unter dem Weihnachtsbaum,
dein insgeheimster Traum.
Lachen, tanzen, springen, 
ein lustiges Nikolauslied singen. 
Und vor allen Dingen,
die schönste Zeit des Jahres mit deiner Familie verbringen.







28. November 2015

1. Advent - doppelt gemoppelt


Advent, Advent das erste Kerzchen brennt.
Die Zeit, sie rennt.
Nein, Moment, wir sind es!
Die ach so geschäftige Menschen-Spezies...
Wir rennen in die Läden,
mit übervollen Mägen.
Wir kaufen uns Glück,
Stück um Stück.
Dann werfen wir's fort,
es lockt schon was Besseres am neuen Ort.
Wir sehen nicht mehr,
was seit jeher
des Menschen kostbarstes Gut: 
Liebe, Rücksicht, und Mut.
Drum erfreu dich am Kerzchen,
zeichne ein Herzchen.
Spiel mit deinen Freunden,
kümmre dich um Tier und Pflanzen,
auch ihre Seelen tanzen.
Sing dein Lied, 
mach DU den kostbaren Unterschied!

PS: Es gibt uns für einmal doppelt... 
Auf schaeresteipapier ist auf Einladung der lieben Natalie unsere Adventsgeschichte zu lesen. VIELEN LIEBEN DANK!

Schönen 1. ADVENT wünschen euch von Herzen, die Brambrillas





17. November 2015

Nominiert für den Liebster Award 2015

Ute vom Blog Ungeduldsfaden hat uns für den Liebster Award nominiert. Vielen Herzlichen Dank dafür!



Der Liebster Award ist eine Möglichkeit einen Blog und den dazugehörigen Blogger besser kennenzulernen. 

Die Regeln für den Liebster Award lauten:
* Danke der Bloggerin für die Nominierung und verlinke den Blog im Artikel (siehe oben;-))
* Beantworte alle 11 Fragen (siehe unten)
* Nominiere 4-11 weitere Bloggerinnen und stelle ihnen 11 Fragen
* Schreibe die Regeln des Liebster Award in deinen Artikel
* Benachrichtige die von dir nominierten Blogerinnen, dass sie nominiert sind

Eine Zusatzregel der Brambrillas lautet:
Wer nicht mag, muss nicht mitmachen! Auf diesem Weg teilen wir unsere Freude an euren Blogs mit unseren Lesern. 

Hier nun unsere Antworten auf Utes Fragen:

1. Was bedeutet euer Blogname?
Brambrillas ist ein Fantasiename mit italienischen Wurzeln. Er hört sich lustig an und verbreitet gute Laune. Unser Maskottchen, ein Esel, der vom Fliegen träumt, trägt nun diesen liebevoll verschrobenen Namen. 
2. Wie kamst du/ihr auf die Idee einen Blog (zusammen) zu schreiben?
Da wir seit ein paar Jahren zusammen Kinder- und Drehbücher schreiben, ist der Blog eine organische Fortsetzung unserer Fabulier-, Mal- und Bastelfreude.
3. Ihr müsstet eurem Blog drei Charaktereigenschaften zuordnen, welche wären das?
Lustig, mit Tiefgang, überraschend 
4. Welches ist euer Lieblingsthema auf eurem Blog?
Unser Herz schlägt für die Geschichten und Gedichte. Aber die Möglichkeit mit eigenen Illustrationen und Fotos ein anschauliches 'Plus' zu posten, macht auch viel Spass.
5. Wieviele Stunden pro Woche arbeitet ihr circa am Blog?
Das ist sehr unterschiedlich. Wir folgen Lust und Inspiration und die haben bekanntlich ihren eigenen Kopf...
6. Wieviel Zeit verbringt ihr auf Social-Media-Kanälen, und auf welchen?
Nicht viel. Wenn überhaupt daten wir uns auf Facebook up. Wir ziehen den one-to-one-Kontakt, das Streifen durch die Natur, den Blick in den Himmel vor.
7. Was macht ihr am liebsten, wenn ihr nicht bloggt?
Lesen, den Wolken zuschauen, dem Leben Zeit geben.
8. Nutzt ihr Linkpartys? Wenn ja, welche?
Nö. 
9. Wie schaut für euch ein perfektes Wochenende aus?
Man hört das Zwitschern der Vögel, weil keine einzige Baustelle, kein Laubbläser, kein Gettoblaster die Ohren betäubt. Die Zeit ist nicht mit Alltagskram belastet. Der Tag liegt unverkrampft vor einem und man darf tun, was man will.
10. Nennt eure Lieblingsbücher!
Die Unendliche Geschichte. Michael Ende
Marcovaldo oder die Jahreszeiten in der Stadt. Italo Calvino
Ich muss los. Annette Pehnt.
Die Glasglocke. Sylvia Plath
Strahlend schöner Morgen. James Frey
11. Verratet etwas über euch, was eure Blogleser bisher noch nicht wussten, aber ruhig wissen dürfen!
Manchmal gehen wir uns gegenseitig so richtig auf den Keks.

Nominieren tun wir:
Natalie von schaeresteipapier
Katharina von Leelah Loves
Yannic und Susann von KRAUTKOPF


Unsere Fragen an euch sind:

1. Was macht für dich wahre Freundschaft aus?
2. Was war die wundersamste Frage, die dir bis jetzt gestellt wurde?
3. Wofür lässt du sofort alles stehen und liegen?
4. Wobei hast du das letzte Mal die Zeit vergessen?
5. Welches sind deine 3 grössten Talente?
6. Welches Motto beschreibt dein Leben am besten?
7. Was motiviert dich?
8. Wenn du ein Jahr bezahlt frei nehmen könntest, was würdest du tun?
9. Welche Bloggerin würdest du gerne mal treffen?
10. Was bringt dich zum Lachen?
12. Hast du einen Spleen?

Weiterhin freudiges Bloggen wünschen wir euch allen!!!
Herzlich, eure Brambrillas

Das Zippel-Zappel-Züppel-Gedicht



Zippel, Zappel, Züppel!
Frau Waldmaus schwingt den Knüppel.
Sie hat ganz schlechte Laune,
im Wald gibt's ein Geraune.

Wenn gnäd'ge Frau so grauslig unflätig,
hat sie kein einz'ges Nüsschen mehr vorrätig.
In Riesenschritten der Winter naht,
und Frau Waldmaus ist so was von nicht parat.

Frau Waldmaus schreit zum Himmel:
Wo bleibt der Prinz auf nussbeladenem Schimmel?!
Zippel, Zappel, Züppel!
Entzwei bricht sie jetzt auch den Knüppel.

Frau Waldmaus weint dicke Tränen.
Da leiden sogar mit die Moränen.
Die haben zwar auch keine Nuss,
schicken stattdessen eine gut gemeinte Mousse.

Frau Waldmaus wandelt sich zur Schreckens-Hyäne.
So viel Zucker, jault sie, 
ist schlecht für meine hochwertigen Zähne!
Allen liegt sie lamentierend in den Ohren,
selbst denen, die schon im Kochtopf schmoren.

Und sieh da!
Hurra!!

Es klingeln dem herbeigesehnten Prinzen die Ohren,
kein einz'ges Nüsschen hat er beim vorsorglichen Sammeln verloren.

Die Taschen voll, alsbald schon, 
steht er vor der Tür,
Frau Waldmaus hat's so was von im Gespür.

Der Winter kann kommen.
Sie ist vor solch unfassbarem Glück ganz benommen.

Frau Waldmaus fordert des Prinzen Nüsse, 
doch der will vorher ein paar sanfte Küsse.

Zippel, Zappel, Züppel!
Sie sind ein frecher Rüpel!!

Der Prinz lacht froh,
die Nüsse hat er ja sowieso.
Will Frau Waldmaus welche haben,
muss auch der Prinz sich an etwas laben.

Daher bedenke jede Maus,
sie bringe genügend Nüsse nach Haus.
Dann muss sie keinen küssen,
nein, dann muss sie gar nichts mehr müssen.



27. Oktober 2015

Gru und Sel haben Halloween zum Fressen gern


Wicht Gru und Wicht Sel sassen am knisternden Lagerfeur und sahen gelangweilt in die stockfinstere Nacht. Von überall konnten sie es scheppern, klirren, knarren, rappeln und schreien hören. Ein Geistertreiben überall.

„Hast du auch schon Angst?“, fragte Gru und gähnte gelangweilt.
„Total“, erwiderte Sel und bohrte gelassen in der Nase.
„Jedes Jahr dasselbe Getue an Halloween“, meinte Gru und seufzte unzufrieden.
„Friedhofgespenster hier, Kettengerassel dort. Wenn man Glück hat, humpelt mal ein guter Zombie vorbei. Aber die sind rar gesät heutzutage“, maulte Sel.
„Nix mehr los an Halloween“, sagte Gru etwas traurig.
„Ne, früher war alles viel grusliger. Das war ein gefürchiger Spass!“, erinnerte sich Sel.
„Buh! Uäh! Huuu! Haaa! Wir fressen euch gleich bei lebendigem Leibe ihr motzenden Wichte!“, schrie es plötzlich hinter ihnen.
Ohne mit der Wimper zu zucken, drehten sich Gru und Sel um, und blickten in Gans Fies’ und Katze Fratzes gespenstisch verzerrten Gesichter.
„Huch, ich mach mir gleich in die Hose“, sagte Gru nicht wirklich beeindruckt.
„Was seid ihr denn für eine einschläfernde Gespenstertruppe. Ihr beiden hattet aber auch schon mehr Grusel auf Lager!“, sagte Sel und seufzte enttäuscht.
„Macht’s doch besser ihr Zwerge!“, fauchte Katze Fratze beleidigt.
„Kein Problem“, antwortete Gru.
„Will ich sehen!“, schnatterte Gans Fies finster.
„Kannst du haben, du lahme Ente, du!“, antwortet Sel.
„Wenn ihr mutig genug seid, kommt ihr in zwei Stunden zurück in unsere Gruselhöhle“, forderte Gru die beiden heraus.
„Darauf kannst du spucken, dass wir kommen. Wir sind doch keine Angsthasen!“, schrien Katze Fratze und Gans Fies und machten sich vom Acker.
„Und jetzt?“, fragte Sel verunsichert.
„Komm, ich habe eine super Idee“, sagte Gru und flüsterte Sel kichernd etwas ins Ohr. 

In Gru und Sels Halloweenküche schmorte, brutzelte und spritzte es. Die Zeit war knapp, doch bevor die Geisternacht ihre letzte Stunde geschlagen hatte war alles bereit. Und schon polterten Katze Fratze und Gans Fies gegen die Tür.
„Herein die Herren“, sagte Gru grinsend.
„Was soll der Mist? Auf dem ganzen Weg zu euch Pfeifen haben wir uns kein einziges Mal erschreckt!“
„Na, na, nicht so voreilig. Ein bisschen Huibuh schreien und mit der Kette rasseln kann jeder. Wir haben etwas mit Gänsehautfaktor hoch hundert vorbereitet“, sagte Gru und schmunzelte.
„Nehmen Sie doch Platz, hoch verehrte Gäste“, sprach Sel weiter und schob den beiden einen Stuhl zurecht.
Katze Fratze und Gans Fies schauten sich etwas irritiert an und nahmen an der Gruseltafel Platz.
Gru und Sel verschwanden kurz in die Küche, um kurz darauf mit einem dampfenden blubbernden Getränk zurückzukommen.
„Etwas gegorenes Drachenblut für die trockenen Kehlen, die Herren?“, fragte Gru.
Katze Fratze und Gans Fies verzogen angeekelt die Gesichter.
„Ihr traut euch wohl nicht“, sagten die beiden Wichte und tranken die Gläser selber leer, wischten sich über den Mund und rülpsten laut. Katze Fratze und Gans Fies mussten leer schlucken.
Gru und Sel verschwanden erneut in die Küche. Und selbst, wenn Katze Fratze und Gans Fies es nicht zugeben wollten, der Magen flatterte gewaltig als die beiden Wichte nun mit beladenen Tellern aus der Küche traten. 
„Werte Angsthasen“, begann Gru feierlich.
„Als Vorspeise servieren wir knusprig frittierte Fledermausflügel an einer süsssauren Monsterschleimsauce.“
„Als Hauptspeise folgt ein vermodertes Frankensteinfilet an Hirngelee und würzigem Werwolfschweissschaum“, fügte Sel stolz hinzu.
„Und als krönender Abschluss das Dessert: Tarantelaugen mit Zimt und Zombiefingernagelraspel. Leckeeeerrrrr!“, sagte Gru und grinste.
Katze Fratze und Gans Fies winkten ab. Beim Anblick von all dem Schleim und Schaum war ihnen der Hunger so ziemlich vergangen. Gru biss genüsslich in ein Tarantelauge, dass es nur so in alle Richtungen spritzte. Sel verspeiste schmatzend einen knusprigen Fledermausflügel. Katze Fratze und Gans Fies drehte sich definitiv der Magen um. Grün um Schnauze und Schnabel rannten sie zur Tür und suchten „Igitt! Bäh!“ und „Würg!“ schreiend das Weite. 

Gru und Sel lachten sich schlapp.
„Hey, ihr zwei! Kommt zurück! War doch alles nur Spass“, riefen die beiden Wichte Katze Fratze und Gans Fies hinterher.
„Bleibt stehen und probiert mal!“
Katze Fratze und Gans Fies nahmen ihren ganzen Mut zusammen und kamen zögernd zurück. Vorsichtig bissen sie in die eklig aussehenden Augen und hielten erstaunt inne.
„Mhmm, lecker“, sagten sie überrascht.
„Tja, was man mit Marzipan und etwas Fantasie alles machen kann?!“, meinte Gru schmunzelnd.
„Da habt ihr uns aber so richtig das Ekeln beigebracht“, mussten Katze Fratze und Gans Fies eingestehen und probierten auch noch die knusprigen Fledermausflügel, die eigentlich frittierte Grünkohlblätter waren.
Und so schlugen sich die vier beim besten Halloween-Essen aller Zeiten ihre Bäuche voll.
Für nächstes Jahr sind übrigens nur noch ein paar wenige Plätze frei an der schaurig leckeren Grusel-Tafel... Traust du dich?

© Brambrilla/Daniela und Isabella Cianciarulo

Happy Halloween allerseits!!!

Und wer Lust hat, selbst gruslig lustige Lecker-schmecker-Rezepte zu kochen, hier findet ihr bestimmt gute Ideen:
www.gutekueche.at/halloween-kinder-rezepte






22. Oktober 2015

Lichterspuk zu Halloween

In einer Woche fleucht und spukt es wieder in allen Gemächern. Die Nacht wird zur Bühne für mancherlei Spukiges... Wer nicht bis dahin warten mag, kann schon mit etwas 

Leim, Wasser, Seidenpapier und Luftballons seine eigenen Geisterchen basteln. So geht's: Kleine Luftballons auf die Grösse einer Orange oder eines kleinen Kürbisses aufblasen. Knopf rein. Seidenpapier  - in Orange für die Kürbismönsterchen, in Weiss für die anderen Geisterchen - in kleine Stücke zerreissen.  Einen circa baumnussgrossen Klecks weissen Bastelleim in einem Glas mit Wasser vermischen. Und dann mit einem dicken Pinsel Schicht für Schicht die Seidenpaperfetzchen auf den Ballon auftragen. Ihr könnt natürlich auch die Hände benutzen. Es macht nichts, wenn das Papier kleine Falten macht. Von innen her beleuchtet, sieht das richtig schön gruselig aus.

4 - 5 Schichten müsst ihr schon auf den Ballon pappen. Aber wenn man dazu lustige Musik hört oder sich Reime zu Halloween ausdenkt, vergeht die Zeit im Nu.
Die Geisterchen über Nacht trocknen lassen. Am besten mit dem unteren unbeklebten Teil auf ein Glas stellen. So kann die beklebte Stelle trocknen.

Am nächsten Tag den Ballon aufstechen und schon könnt ihr die Mönsterchen nach Lust und Laune mit Spielaugen, Papierfledermäusen oder Spinnen bekleben oder mit gruseligen Gesichtern bemalen. Wer die Augen und den Mund ausstechen will, der soll das bitte bitte Mamma oder Papa machen lassen. Die können das am besten mit einem messerscharfen Cutter. Dann nur noch Transparentfolie von innen her auf die ausgeschnittenen Augen und Münder kleben und eine Rechaudkerze rein und schon leuchten eure Geisterchen durch die Nacht. Wenn ihr sie wie wir aufhängen mögt, dann achtet darauf, dass es genügend Abstand zum Ast oder zum Faden hat, damit die Kerze diese nicht ansengt. Mit einer Nadel mittig etwa 1 Zentimeter vom Rand her rechts und links eure Geisterchen durchstechen und schon schwirren sie durch die Lüfte. 

HAPPY HALLOWEEN wünschen euch die Brambrillas...

21. Oktober 2015

Kugelschreibermonster schleichen übers Blatt

Es muss nicht immer kompliziert sein. Ein Blatt, ein Kuli, zwei drei Linien und schon entsteht Leben auf dem Papier. Also, wenn die Mönsterchen nachts durch eure Träume hopsen, zeichnet sie schwups aufs Blatt. Und wenn ihr dann genau hinhört, erzählen sie euch ihre Geschichten...

Herzliche Grüsse, eure Brambrillas

14. Oktober 2015

An Halloween lernt ihr uns kennen

Hallo zusammen

Diese beiden Kerlchen lernt ihr an Halloween kennen... und was, die alles so treiben, erzählen wir euch bald...



Schöne Herbsttage wünschen euch die Brambrillas!

4. Oktober 2015

Herbstgrüsse verschicken

Mal ehrlich. Wann habt ihr zum letzten Mal einen Brief verschickt? Wir hatten früher Brieffreundinnen, die wohnten weit weg, in Australien zum Beispiel. Da gab es noch kein Internet. Und wir schickten uns viele Briefe hin und her. Gespannt wie ein Flitzebogen warteten wir auf den Briefträger, der uns die weit gereisten Zeilen überreichte. Wir finden Briefe immer noch toll. Man kann sie selbst gestalten, bekleben, Zeichnungen schicken. 


Ja, ein Brief braucht Zeit, aber es muss ja nicht immer alles ratzfatz gehen. Überrascht Freunde und Familie mit einem Brief. Wer mag, kann unseren Briefumschlag ausdrucken, an den gestrichelten Linien ausschneiden und zusammenkleben. Schreibt, was euch auf dem Herzen liegt, verschickt ein paar Herbstgrüsse oder im Wald gesammelte Blätter. Wer auch immer euren Brief bekommt, wird sich bestimmt RIESIG darüber freuen. Und wer weiss, vielleicht liegt dann auch schon bald in eurem Briefkasten ein hübsch gestalteter Umschlag.
Bis bald, eure Brambrillas

PS: Auch wir freuen uns natürlich immer über Post, Zeichnungen, Gedichte, Grüsse...


20. September 2015

Willi, der Waschbär


Das ist Willi, der mutige Waschbär. Er hat nicht vor vielem Angst, aber vor dem Zahnarzt, da hat er so richtig Muffensausen. Wie Willi dann doch noch seinen morschen Zahn losgeworden ist, kannst du in unserer Geschichte lesen.


Der mutige Waschbär Willi

Gut gelaunt stampfte Waschbär Willi durch den glasklaren Bach und tastete mit seinen Vorderpfoten geschickt unter den Steinen nach irgendetwas Essbarem. Was genau, das war egal, denn Waschbär Willi war nicht zimperlich. Ihm schmeckte so ziemlich alles: Fische, Krebse, Frösche, Schnecken, Nüsse. Was er zwischen die Finger kriegte, wurde genüsslich verschlungen, und das sah man dem nicht mehr ganz so schlanken Waschbären mit der Zeit leider auch an. 
Willi hatte sein ganzes Leben in der Nähe des Baches verbracht und war so was wie eine Berühmtheit. Die Waldtiere nannten ihn ehrfürchtig den mutigen Waschbären Willi, denn er hatte mehr als nur einmal seinen übergrossen Mut bewiesen. Willi hatte verirrten Menschenkindern den Heimweg gezeigt, gefährliche Erdrutsche vorausgesagt und dadurch viele Waldtiere vor dem sicheren Tod gerettet. Er hatte selbstlos sein Leben aufs Spiel gesetzt und beim grossen Unwetter zusammen mit den Bibern einen Schutzwall errichtet, um den Wald vor einer schrecklichen Flutwelle zu bewahren. Ausserdem war er der Einzige, der den launischen Braunbären Orso besänftigen konnte, wenn wieder einmal Vollmond war und der riesige Bär unberechenbar und unausstehlich wurde. 
Mit Rat und Tat stand der Waschbär jedem zur Seite, der eine helfende Pfote brauchte. Doch Waschbär Willi protzte nicht mit seinen zahlreichen Heldentaten, und wenn er ehrlich war, fand er das für ihn von den Waldtieren aufgestellte Denkmal etwas übertrieben, auch wenn er die Anerkennung durchaus schätzte, die ihm die Tiere damit entgegenbrachten. Trotzdem verstand Waschbär Willi den ganzen Wirbel um seine Wenigkeit nicht, denn er tat ja nur, was in seinen Augen jeder tun sollte, nämlich helfen, wenn er es konnte. Er hielt sich weder für besonders mutig noch genoss er sonderlich sein Ansehen. 
Je mehr Zeit verging und je mehr Tiere von seinen Heldentaten berichteten, desto unwahrer wurden die Geschichten, die man sich im ganzen Wald über Waschbär Willi erzählte. Die Waldtiere schmückten von Mal zu Mal seine Heldentaten gekonnt aus und genossen, zufrieden mit sich und ihrer herausragenden Erzählkunst, das ungläubige Staunen ihrer Zuhörer. Am Schluss kämpfte Willi in den Erzählungen allein gegen zehn gefährliche Wildschweine, obwohl schon seit Ewigkeiten kein einziges Wildschwein mehr im Wald gesichtet worden war. 
Oft hatte er darum gebeten, seine Heldentaten in der Vergangenheit ruhen zu lassen, denn je grösser sein Ruhm wurde, desto beobachteter fühlte sich der friedfertige Waschbär. Und jetzt, wo er langsam älter wurde, sehnte er sich mehr und mehr nach einem ruhigen Leben. 
Ständig musste er wegen seiner bewunderten Taten stark, besonnen und mutig auftreten. Niemals durfte er gegenüber den restlichen Waldbewohnern eine Schwäche zeigen. Kaum bemerkten diese auch nur die kleinste Veränderung in seinem Verhalten, befürchteten sie schon ein Unglück und fühlten sich im Wald nicht mehr sicher. 
Waschbär Willi war ein frohes Gemüt, und auch wenn ihm manchmal der Gedanke kam, einfach den Wald zu verlassen und sich ein neues Plätzchen zu suchen, wo ihn niemand kannte, konnte er sich nicht von seinem geliebten Bach trennen. Er wusste, dass es die Waldbewohner im Grunde nur gut mit ihm meinten. 
Etwas müde richtete sich der Waschbär auf, schaute sich um und hielt seine Schnauze schnuppernd in die Luft. 
“Mhmm, was für ein schöner Sommertag!”, brummelte er und erblickte einen schimmernden Fisch, der ahnungslos zwischen seinen Hinterpfoten herumschwamm. Waschbär Willi schmunzelte zufrieden. 
“Du machst es mir ja fast schon zu einfach!” 
Flink schnappte der Waschbär nach dem Fisch und ging fröhlich fiepend mit seinem eben gefangenen Mittagessen ans Ufer. 
Er schüttelte das nasse Fell und rubbelte den Fisch mit einem Stein ab, denn Fischschuppen mochte er nicht besonders. Zufrieden tauchte er den Fisch ins klare Bachwasser, schnupperte geniesserisch daran und biss schliesslich hungrig ins zarte Fischfleisch. Und da durchzuckte ihn ein grauenvoller, jämmerlicher Schmerz. Er wollte gerade laut aufschreien, als die liebliche Hirschkuh Mohini vor ihm stehen blieb und ihn freundlich anlächelte. 
“Einen wunderschönen Tag, Waschbär Willi”, grüsste sie ihn erfreut. 
Waschbär Willi versuchte, seinen ungeheuren Schmerz zu verbergen und nickte ihr mit leicht gequälter Miene zu, sodass Mohini etwas näher herankam und ihn besorgt begutachtete.
“Alles in Ordnung?”, fragte sie. 
“Keine Schorge, allesch in beschter Orgnung”, antwortete Willi tapfer und versuchte mit dem Bissen im Mund zuversichtlich zu lächeln. 
Erleichtert verabschiedete sich Mohini wieder und verschwand im Dickicht des Waldes. Kaum war die schöne Hirschkuh nicht mehr zu sehen, spuckte Waschbär Willi das Fischfleisch aus und hielt sich die schmerzende Backe. Schnell eilte er zum Bach und hielt seinen Kopf übers Ufer. Besorgt blickte ihm sein Spiegelbild entgegen. Er öffnete so weit es ging den Mund, und dann entdeckte er den Verursacher der schlimmen Schmerzen. Schwarz, völlig durchlöchert und morsch spiegelte sich der hinterste Backenzahn im klaren Wasser. 
“Himmel, isch hab ein Losch im Tschahn!”, stellte der Waschbär entsetzt fest, und wieder durchzuckten ihn fürchterliche Schmerzen. 
“Wasch masch isch denn jetscht?”, murmelte er verzweifelt und liess sich ins hohe Gras plumpsen. 
Und weil ein Unglück selten allein kommt, wurde er prompt von Christa, der Wespe, auch noch in sein wertes Hinterteil gepikst. 
“Aua!”, schrie Waschbär Willi, sprang auf und hielt sich das schmerzende Gesäss. 
“Tschuldige, aber irgendwie war ich gerade in Lebensgefahr”, summte Wespe Christa verschmitzt. 
Waschbär Willi sprang ins kühlende Wasser und seufzte erleichtert auf, als der pochende Stich nicht mehr ganz so schmerzte. 
“War meine Schuld, Chrischta”, sagte der Waschbär, der sich vorhin fast auf die Wespe gesetzt hatte. 
Wespe Christa schwirrte um seinen Kopf herum und schaute ihn genauso besorgt an wie Mohini kurz zuvor. 
“Erdrutsch in Sicht?”, fragte sie verängstigt. 
“Ach, wasch! Isch habe Tschahnschmertschen”, erklärte der arme Waschbär und schüttelte verärgert den Kopf. 
“Ach, dann ist ja gut”, erwiderte Wespe Christa erleichtert. 
“Nischt ischt gut!”, brummte Willi missmutig und hielt sich die schmerzende Backe. 
Wespe Christa machte es sich auf einer gelben Butterblume bequem und schaute mitfühlend auf Willis Backe. 
“Du musst zum Waldzahnarzt Jonathan. Der kann dir sicher helfen”, riet sie ihm. 
Waschbär Willi blickte erschrocken auf und schüttelte vehement den Kopf. 
“Hast du etwa Angst?”, fragte die Wespe und lachte summend auf. 
“Isch habe keine Angscht!”, antwortete der Waschbär nun wirklich wütend. 
In Wahrheit hatte Willi fürchterliche Angst vor dem Waldzahnarzt, aber sein Stolz liess es nicht zu, dies vor der kleinen Wespe zu zeigen. Waschbär Willi erhob sich etwas schwerfällig, watete aus dem Wasser und stolzierte tropfend an Wespe Christa vorbei, die im kopfschüttelnd nachschaute. 
“Alter Sturkopf!”, murmelte sie und schwirrte davon. 
Fünf Tage und fünf Nächte vergingen, ohne dass jemand etwas von Waschbär Willi hörte oder sah. Langsam begannen die Waldbewohner sich ernsthaft Sorgen zu machen. Es wurden sogar Suchtrupps zusammengetrommelt, aber nicht einmal die schlauen Füchse konnten Waschbär Willi aufspüren. Er war wie vom Erdboden verschluckt. Sie hatten jeden Flecken des Waldes nach ihm abgesucht. Na ja, fast. In die Nähe von Braunbär Orsos Höhle wagte sich natürlich keiner. Doch genau dorthin hatte sich Waschbär Willi verkrochen. In einem so schmerzlichen Moment war das Einzige, was er brauchte, Ruhe, und er wusste, dass er diese nur bei Orso finden konnte. Keines der Waldtiere würde sich nämlich je freiwillig in diese Gegend trauen. 
Etwas ausser Atem hatte Waschbär Willi die gut versteckte Höhle erreicht. Erschöpft und immer noch von schrecklichen Zahnschmerzen geplagt hatte er sich vor Orsos Höhle auf den Boden fallen lassen und streckte völlig abgekämpft alle vier Pfoten von sich. Dankbar genoss er die beruhigende Stille. Nur das rhythmische Klopfen eines Buntspechts war aus der Ferne zu hören. Es hätte so schön sein können, wenn nur nicht diese schrecklichen Zahnschmerzen gewesen wären. Waschbär Willi richtete sich auf und versuchte, nicht auf seinen laut knurrenden Magen zu achten. Seit Tagen hatte er wegen seines faulen Zahns nicht das kleinste Bisschen essen können. 
“Was willst du hier?”, fragte Orso grimmig, der nach seinem Mittagsschlaf gähnend aus der Höhle trat und sich gemächlich an der Sonne streckte. 
“Ruhe, isch will Ruhe! Ischt dasch klar? Dasch ischt mein Platsch und dasch ischt dein Platsch!”, schrie Waschbär Willi aufgebracht und gestikulierte wild mit einer Pfote, während er sich mit der anderen die schmerzende Backe rieb. 
“Ist ja gut!”, brummte der riesige Bär erstaunt, der den sonst freundlichen Waschbären noch nie so erlebt hatte. 
Orso setzte sich vor seine Höhle und beobachtete schweigend seinen unverhofften Gast. 
“Wasch gugscht du scho blöd?”, nuschelte Willi unfreundlich. 
“Warscht du in Frankreisch oder wasch?”, ahmte der Bär den Waschbären amüsiert nach. 
Wütend sprang Willi auf und eilte auf Orso zu, riss die Schnauze weit auf und zeigte dem Bären seinen kranken Zahn. 
“Schieht dasch etwa nach Ferien ausch?”, fragte Willi wütend und verzog vor Schmerzen das Gesicht. 
“Oh!”, brummte Orso mitfühlend. “Du musst zum Waldzahn...”, sprach er weiter, doch Willi unterbrach ihn, bevor er den Satz zu Ende sprechen konnte. 
“Ich brausche keinen Schahnartscht und keine Meditschin! Und isch habe keine Angscht!”, schrie Willi und blickte dem Bär stur entgegen. 
“Schrei doch nicht so! Ist ja schliesslich deine Sache, was du machst”, erwiderte Orso leicht beleidigt und erhob sich, um jagen zu gehen. 
“Genau, geh nur und lasch misch endlisch in Ruhe!”, nuschelte Willi müde.

Der arme Waschbär war schon ganz benommen vor Schmerzen, als Orso mit einer grossen, eben gefangenen Forelle in der Schnauze zurückkam. Schweigend machte es sich der Bär vor seiner Höhle bequem und biss genüsslich in den Fisch. Unauffällig schielte Waschbär Willi mit geschwollener Backe zu Orso rüber, der Willis hungrige Blicke natürlich bemerkte. 
“Hunger?”, fragte er beiläufig. 
“Natürlisch nischt!”, erwiderte der Waschbär trotzig, doch sein laut knurrender Magen verriet ihn. 
Orso schüttelte über Willis Sturheit amüsiert den Kopf, halbierte den Fisch und warf ihn Willi vor die Füsse. 
“Leiden ist nicht mutig”, fügte er bloss an und kaute schmatzend weiter. 
“Wasch hat dasch mit mir tschu tun?”, fragte Willi wütend, nahm schliesslich einen ganz kleinen Bissen von der Forelle und kaute vorsichtig darauf herum. 
“Wenn du mich fragst, jede Menge”, antwortete Orso. 
Waschbär Willi zuckte gleichgültig mit den Schultern. 
“Weisst du denn nicht, dass es mutiger ist, etwas gegen das Leiden zu tun, als es einfach wie ein Feigling zu ertragen?”, brummte Orso weiter. 
“Feischling!? Isch bin kein Feischling!”, verteidigte sich Waschbär Willi entrüstet und streckte dem Bären kampfbereit seine kleinen pelzigen Waschbärenfäustchen entgegen. 
“Dann lass dir helfen, mein Freund”, erwiderte Orso, erhob sich seufzend und kam auf Willi zu. 
Willi schaute blinzelnd zum mächtigen Braunbär auf, der nun in seiner ganzen Grösse vor ihm stand und einen riesigen Schatten auf ihn warf. 
“Isch brausche keine Hilfe!”, sagte Willi trotzig und schluckte verängstigt. 
“Du bist stur wie ein Esel, aber ich mag dich und deshalb, du wirst mir verzeihen müssen, tue ich das jetzt!”, sprach der Bär und zuckte entschuldigend mit seinen breiten Schultern. 
“Wasch willscht du damit schagen?”, fragte der Waschbär misstrauisch. 
Doch statt ihm zu antworten, versetzte Orso dem Waschbären einen möglichst sanften Schlag, hob ihn auf die Schultern und machte sich mit seinem bewusstlosen Freund auf den Weg.

“Was? Wo? Wer bin isch?”, lallte Waschbär Willi etwas später und versuchte vergeblich, all die leuchtenden Sternchen vor den flimmernden Augen zu zählen. Er kniff einige Male die Augen zusammen, und als sich sein Blick wieder klärte, schaute er einem freundlich blickenden Mann entgegen, der einen weissen Mundschutz trug. 
“Schahnartscht! Hilfe! Wo ischt der Auschgang?”, jammerte Willi verzweifelt. 
Schnell versuchte er vom Zahnarztstuhl hinunterzusteigen, Orsos kräftige Pranke hielt ihn aber sanft zurück. 
“Danke. Sie sind wahrlich der perfekte Assistent”, lobte Waldzahnarzt Jonathan den Bären, der geschmeichelt lächelte. 
“Und jetzt zu Ihnen, Waschbär Willi”, sprach der Waldzahnarzt und blickte ernst. 
Willi zuckte nervös mit den Augen und schaute verängstigt zu Orso hoch, der ihm beruhigend zuzwinkerte. 
“Sie leiden an einer fortgeschrittenen Zahnkaries. Der Zahn muss raus!”
“Rausch?”, wiederholte Waschbär Willi entsetzt. 
“Sofort!”, bestätigte der Zahnarzt und nickte wieder ernst. 
“Möchten Sie eine Narkose?”, fragte er fürsorglich und hob eine kleine Spritze, die mit einer gelben Flüssigkeit gefüllt war. 
Waschbär Willi schluckte zweimal und fasste Mut. 
“Natürlisch keine Narkosche! Isch bin dosch der mutige Waschbär Willi!” sagte er, schloss tapfer die Augen und riss den Mund so weit auf, wie es ging. 
Doch Orso nickte dem Zahnarzt hinter Willis Rücken heftig zu und deutete ihm an, die Spritze auf jeden Fall zu benützen. Ruckzuck und Piks machte es, und Willi fühlte sich plötzlich, als würde er auf einer flauschigen Wolke schweben. 
“Wasch? Wo? Wer bin isch?”, fragte er leicht lallend und fiel sofort in einen tiefen sanften Schlaf. 
Und während Waschbär Willi von saftigen Forellen träumte, befreite ihn Waldzahnarzt Jonathan von seinem kranken Zahn. 
Als Waschbär Willi wieder zu sich kam, lag er bequem im hohen Gras vor Orsos Höhle. Er richtete sich etwas unbeholfen auf und erblickte den Bären, der ihm freundlich zulächelte. Und plötzlich kam Waschbär Willi wieder in den Sinn, was alles passiert war. 
“Du bist...”, wetterte er los und bemerkte erstaunt, dass er überhaupt keine Zahnschmerzen mehr hatte. 
Der Waschbär grinste erleichtert und blickte überglücklich zu Orso.
“Du bist ein echter Freund!”, bedankte er sich strahlend. 
“Und du warst wirklich mutig”, entgegnete Orso und lachte dröhnend.
Waschbär Willi erhob sich und näherte sich dem Braunbären. 
“Sag mal, wir sind doch jetzt Freunde fürs Leben, nicht?” 
Orso vermutete bereits, worauf Willi hinauswollte und sah ihm schmunzelnd entgegen. 
“Keine Sorge. Ich werde niemandem unser Geheimnis verraten”, versprach er. 
“Es wagt sich ja eh keiner hierhin, dem ich davon erzählen könnte”, sprach Orso weiter und schob Willi schmunzelnd ein braunes Fläschchen zu. 
“Was soll ich denn damit?”, fragte Willi erstaunt. 
“Das hat mir Doktor Jonathan für dich mitgegeben. Das ist Meditschin!”, erklärte er breit grinsend. 
“Die musst du eine Woche lang nehmen, damit die Wunde in deinem Mund gut verheilt”, erklärte Orso seinem Freund. 
Waschbär Willi rümpfte die Nase, doch dieses Mal war er so mutig und nahm gleich einen kleinen Schluck davon. 
“Gar nicht so schlecht, diese Medizin!”, stellte Willi erstaunt fest. 
Orso lachte wieder dröhnend und erhob sich. 
“Und jetzt ist Ruhe! Ich bin müde!”, brummte er, gähnte ausgiebig und ging in die Höhle, um sich für den wohlverdienten Winterschlaf hinzulegen. 
Waschbär Willi winkte ihm zum Abschied zu und machte sich gut gelaunt auf den Heimweg. 
Überglücklich über Willis Rückkehr erzählten sich die Waldbewohner schon kurze Zeit später wieder die abenteuerlichsten Geschichten über die Zeit, als Waschbär Willi eine ganze Woche lang verschwunden war. Und dieses Mal hatte der mutige Waschbär Willi gar nichts gegen die Heldengeschichten, die über ihn erzählt wurden, einzuwenden. Zufrieden lag er am Ufer seines Waldbaches, nahm einen grossen Schluck Medizin und fiepte glücklich.

© 2015 Brambrilla / Daniela und Isabella Cianciarulo