DIE KLEINE EULE STRALA WÜNSCHT SICH WAS
"Ach, könnte doch mein Wunsch in Erfüllung gehen!", murmelt die kleine Eule.
"Was hast du dir denn gewünscht?", brummt plötzlich eine tiefe Stimme unter der Tanne, auf der Strala sitzt.
"Huch!", erschreckt sich die kleine Eule.
Vorsichtig fliegt sie auf einen tieferen Ast und traut ihren Augen nicht.
Wo kommt denn plötzlich dieses Rentier her?! Die wohnen doch ganz oben im Norden, wo es die meiste Zeit eisig kalt ist und es ganz viel Schnee hat, denkt sich Strala erstaunt. Hier bei uns, gibt es nur Rehe und Hirsche.
"Hallo Rentier… Ich…ich kann dir das leider nicht verraten. Sonst geht der Wunsch nicht in Erfüllung", antwortet Strala höflich.
"Mir kannst du alles sagen. Bei mir ist jedes Geheimnis gut aufgehoben, nach all den Jahren, die ich mit dem Weihnachtsmann durch die Nacht geflogen bin, um auf der ganzen Welt die geheimen Wünsche so vieler Menschen und Tiere zu erfüllen", antwortet das alte Rentier freundlich.
"Was, du gehörst zu den Rentieren, die den Weihnachtsschlitten durch den Himmel ziehen?!", fragt Strala ungläubig.
Das Rentier nickt lächelnd.
"Also, kleine Eule. Dein Wunsch ist bei mir an der richtigen Adresse."
"Ich wünsche mir, dass ich einmal mit dem Weihnachtsmann um die Welt fliegen kann, um den Kindern ihre Wünsche zu erfüllen. Aber ich bin kein Rentier, sondern nur eine kleine Eule! Und die kommt in keinem Weihnachtslied vor", meint Strala traurig.
"Stimmt! Du bist kein Rentier und du bist klein, aber ich kenne niemanden, der seinen Kopf fast rundum drehen und nachts so gestochen scharf sehen kann. Das muss dir erst mal einer nachmachen, liebe Strala. Bei dem Flugverkehr heutzutage sind deine Fähigkeiten ein Riesengeschenk", versucht das Rentier die kleine Eule aufzumuntern.
Doch Strala zuckt immer noch traurig mit den Flügeln.
"Gute Augen hin oder her. Der Weihnachtsmann wird nie und nimmer eine kleine Eule den Weihnachtsschlitten anführen lassen. Rudolf, das Rentier mit der roten Leuchtnase, macht das jedes Jahr. Der findet alle Ecken dieser Welt im Schlaf", murmelt Strala.
"Man weiss nie, liebe Strala. Nie die Hoffnung verlieren. An Weihnachten passiert so manch Wundersames!", meint das alte Rentier.
Und kaum hat es den Satz fertig gesprochen, ist es auch weg.
"Hallo, Rentier!", ruft Strala in die dunkle Nacht. Doch es hallt nur das Stimmchen der Eule im stillen Wald nach.
"Nie die Hoffnung verlieren. An Weihnachten passiert manch Wundersames", wiederholt Strala müde die Worte des Rentiers.
Der Horizont hellt sich langsam auf. Der Tag bricht an und Strala geht schlafen.
Ein paar Stunden später rüttelt der Wind an Stralas Tanne und weckt die kleine Eule auf. Der ganze Wald ist eingeschneit.
"Hurra, der erste Schnee, und ausgerechnet an Heiligabend! Wie schön für die Kinder!", freut sich Strala.
"Haa-Haa-tschiiii!", hallt es wuchtig unter Stralas Tanne.
"Gesundheit", wünscht die kleine Eule und schaut nach, wer denn ausgerechnet an Heiligabend so erkältet ist.
Strala glaubt zu träumen, als sie Rudolfs Leuchtnase erblickt.
Mit dem letzten Rest Stimme bedankt sich das Rentier bei der Eule und muss jetzt auch noch laut husten.
"Ach, du Armer", fühlt Strala mit dem kranken Rentier mit.
"Kannst du mir helfen, liebe Strala?", bittet Rudolf die Eule.
"Ich?!", fragt Strala ungläubig.
"Ich kann heute Nacht in diesem Zustand unmöglich den Weihnachtsschlitten anführen. Ich krieg kaum Luft durch die Nase. Ich hab nichts geschlafen letzte Nacht und mir fallen die Augen zu. Magst du dem Weihnachtsmann den Weg weisen", erklärt Rudolf und muss gleich zehn Mal hintereinander niessen.
"Was? Wirklich? Ob ich kann? Nichts lieber als das, Rudolf!", meint Strala aufgeregt und studiert sofort den Flugplan, den Rudolf ihr mit einem magischen Kraftfutter überreicht.
"So, damit solltest du gut über die Runden kommen. Jedes Körnchen hilft dir in Windeseile zu fliegen. Du kannst dir vorstellen, dass wir ein Stückchen schneller fliegen müssen, um alle Kinder rechtzeitig zu beschenken."
Strala probiert neugierig ein Körnchen, das nach Lebkuchen und einem unbekannten Gewürz schmeckt.
"So, und jetzt Abflug! Der Weihnachtsmann und meine Kollegen warten am Nordpol auf dich", meint Rudolf und schmunzelt verschmitzt.
Kaum hat Rudolf zu Ende gesprochen, ist Strala in Lichtgeschwindigkeit davon geflogen.
"Ach, es gibt doch nichts Schöneres als Weihnachtswünsche zu erfüllen. Zumal ich damit auch mal gemütlich mit meiner Familie zu Hause feiern kann", meint Rudolf, der nur so getan hat, als wäre er krank. Und - schwups - ist auch er weg.
"Lieber Weihnachtsmann, es gibt wirklich nichts Schöneres als Wünsche zu erfüllen, die von Herzen kommen", meint Strala am Ende der Nacht, als alle grossen und kleinen Geschenke verteilt sind.
"Stimmt, meine kleine Strala. Magst du noch einen allerletzten Wunsch erfüllen?"
"Nichts lieber als das", antwortet die kleine Eule.
"Dann wünsche ich mir, dass du nächstes Jahr gemeinsam mit Rudolf den Schlitten anführst. Seine Nase leuchtet immer noch Eins-A, aber seine Augen, die sehen nicht mehr ganz so gestochen scharf wie deine", meint der Weihnachtsmann.
"Juhe!", freut sich die kleine Eule und ist plötzlich so müde, dass sie mitten im Satz einschläft.
"Habe ich das alles nur geträumt?", fragt sich Strala.
Doch in ihrer Schlafhöhle liegt ein Päckchen mit einer Karte.
"Liebe Strala, wir sehen uns also wie abgemacht nächstes Jahr um dieselbe Zeit wieder. Einfach ein magisches Körnchen essen und du bist im Nu bei uns am Nordpol. Herzliche Grüsse, dein Weihnachtsmann."
Jeden Tag kann jeder von uns jemandem eine kleine Freude bereiten...
In diesem Sinne wünschen wir euch einen wundersamen 3. Advent!
Eure Brambrillas
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Herzlichen Dank für deine Nachricht.